Waldbaden. Shinrin Yoku. Baden in der Atmosphäre des Waldes. Wald-Gesundheitstraining.
Wie man es auch nennt: Es bezeichnet ein Maßnahmenpaket, das ganzheitlich auf den Menschen wirkt – auf Bewegungsapparat, Immunsystem, Hormonsystem, Herz-Kreislauf-System, Nervensystem und nicht zuletzt die Psyche. Man könnte sagen, Körper, Geist und Seele.
Waldbaden ist mehr als ein Waldspaziergang:
Es ist gezieltes Entspannungs-, Achtsamkeits-, Sinnes- und Bewegungstraining, kombiniert mit allen Vorteilen eines Naturaufenthalts.
Und das ganz ohne Leistungsdruck. So wie wir im Wald auf die Natur (wieder) zugehen, kommt die Natur zu uns.
Manchmal spektakulär, manchmal ganz leise. Immer* mit wohltuender Wirkung.
* … Bei entsprechendem Umgang mit ihr und mit uns selbst, gilt es zu bedenken.
FAQ zum Thema Waldbaden
Waldbaden meint, das Erholsame des Im-Wald-Seins bis im letzten Winkel unserer Gehirnwindungen und Körperecken zu spüren. Einmal richtig – und zwar wirklich richtig – unseren Erkenntnisapparat (wie Prof. Dr. Harald Lesch immer so schön sagt) und Körper auszulüften und mit ein paar denkenswerten Gedanken und Erinnerungen zu füllen.
Waldspaziergang deluxe? Irgendwie schon.
Es geht darum, den Wald mit allen Sinnen intensiv zu erleben.
Unseren Körper möglichst abwechslungsreich und samt aller eingerosteten Bewegungsmuster zu benutzen.
Von den natürlichen Gegebenheiten bestmöglich zu profitieren – Licht- und Luftqualität, Farbenspiel, Natur-3D, unterschiedliche Untergründe, Oberflächen, Düfte, Geräusche…
Den Kopf ruhen zu lassen und unseren Körper bis in die Finger- und Zehenspitzen auszufüllen.
Von Informationsflut und Gedankengewusel zu Aufmerksamkeit, Fokus und Klarheit zu kommen.
Waldbaden ist eine in Japan entstandene Entspannungsmethode. Die Arbeitsethik und unnatürliche Lebensweise in den großen Hubs in den 1970er und 1980er Jahren führte zu einem extremen Anstieg von stressbedingten Erkrankungen, die in den letztmöglichen Konsequenzen – Depression und Selbstmord, Tod am Schreibtisch und im Konferenzraum durch Herzinfarkt oder Schlaganfall – wie eine Welle grassierte. Das Phänomen war derart gravierend, dass es seine eigene Bezeichnung erhielt: „Karoshi“, Tod durch Überarbeitung.
Japan ist seit jeder ein sehr naturverbundenes Land, denken Sie nur an „Hanami“, das jährliche Kirschblütenfest. Einer gemeinsamen Initiative von Staat, Medizin und letztlich Arbeitgebern ist es zu verdanken, dass man sich zurückbesann und wieder Kontakt zur Natur und einer natürlichen Taktung aufzunehmen begann. Eine der Maßnahmen war „Shinrin Yoku“, benannt nach einem Slogan einer Kampagne des japanischen Landwirtschaft- und Forstministeriums: „Baden in der Atmosphäre des Waldes“, zum Wohl des gestressten Nervensystems und Körpers. In Japan kann Waldbaden vom Arzt verschrieben werden und wird von den Krankenkassen bezahlt.
Das Phänomen stressbedingte Erkrankung ist zu einem großen Teil dem Natur-Defizit-Syndrom geschuldet: Der Mensch hat sich innerhalb kürzester evolutiver Zeit fast komplett aus dem Naturraum, dem Naturrhythmus und einem naturnahen Lebensstil zurückgezogen. Stolze Leistung unseres modernen Gehirns, nur leider sind unsere Betriebssysteme Kopf und Körper nicht so schnell hinterhergekommen.
Die Evolution unserer Basis, also Körper, Gefühle, Instinkte etc., ist langsam. Anpassung an andauerndes Sitzen, Arbeiten nur durch Denken, Essen mit Zusatzstoffen und aus Plastikbehältern, Aufenthalt das ganze Jahr über in wohltemperierten Betonräumen, Dauerbeschallung durch künstlichen Lärm und ständige Überinformation aus den Medien… Das geht nicht in zwei, drei Generationen (nur zur Erinnerung: Wie so ziemlich alle in meinem Alter bin ich auch noch ohne Smartphone, Google und Amazon aufgewachsen – die sind erst aufgetaucht, als ich schon aus dem Teenager-Alter raus war).
Waldbaden will gegensteuern: gegen den modernen Stress, hin zu einer Standleitung zur Natur. Unser modernes Leben und unser Steinzeit-Chassis ausbalancieren, sozusagen.
Die positiven Effekte des Waldbadens sind bestens belegt und werden weiterhin erforscht. Denn wie gesagt, Waldbaden ist ein Paket – es besteht aus vielen Elementen, die Sie gebündelt mitnehmen. Einige davon werden auch von anderen Entspannungsmethoden und Therapiebereichen (z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Klimatherapie) erzeugt und sind damit hinreichend bekannt, erforscht und auch von den Krankenkassen anerkannt. Dazu zählen u.a. die positiven Auswirkungen auf Blutdruck, Muskeltonus, Atmung, Immunsystem und Verdauung. Andere wiederum sind waldspezifisch, wie etwa die sanfte Beanspruchung des Bewegungsapparats durch weichen, unebenen Untergrund, die anregende Wirkung von Mykobakterien und Phytonziden, die Aktivierung der natürlichen Orientierung und Sinneswahrnehmung.
Sie profitieren zum Beispiel von folgenden Effekten:
- Blutdruck- und pulsregulierend: Entspannung senkt die Konzentration der Stresshormone Adrenalin und Cortisol, die den Körper in Flucht- oder Kampfbereitschaft (Stichwort: Säbelzahntiger) versetzen. Denn ein höherer Blutdruck steigert beispielsweise die Versorgung unserer Muskeln, damit wir schnellstmöglich davongaloppieren oder uns gegen unseren Angreifer bestmöglich verteidigen können.
- Schonend und anregend für Bewegungsapparat, Bandscheiben und Gelenke: Der weiche Waldboden dämpft die Stoßwirkung des Gehens auf Gelenke und Wirbelsäule. Gleichzeitig werden Muskeln, Bänder und Sehnen, die auf der Couch nicht benötigt werden, durch die natürliche Bewegung auf unebenem Boden, beim Steigen über Wurzeln, Klettern, Ducken etc. wieder aktiviert.
- Atmungsfördernd: Die Waldluft wird durch Blätter und Nadeln gefiltert. Damit ist sie kaum mit Partikeln wie Staub, Ruß, Gummiabrieb etc. belastet. Durch die anspruchsvollere Bewegung sowie tiefere Atmung verbessern sich die Sauerstoffversorgung, die Entgiftung sowie die Atemmuskulatur. Das wiederum hat u.a. übrigens zusätzlich eine positive Auswirkung auf die Verdauung, die unter Stress reduziert wird und bei Dauerstress entsprechend leidet.
- Koordinations- und gleichgewichtsfördernd: Die Bewegung in der natürlichen Umgebung erfordert eine gute Zusammenarbeit zwischen Sinnen, Hirn und Bewegungsapparat. Darüber hinaus werden archivierte Bewegungsmuster wieder aktiviert (Stichwort Festhalten, Abstützen und Drüberklettern).
- Konzentrationsfördernd: Bewegung im Wald erfordert Fokus genauso wie den Input unserer Sinne aufmerksam wahrzunehmen. Dafür fallen Multitasking oder Ablenkung durch mediale Überstimulation weg.
- Stärkung der Immunabwehr: Sich unterschiedlichen Wetterlagen auszusetzen, härtet ab und fördert die Abwehrfähigkeit – der klimatherapeutische Aspekt des Waldbadens. Darüber hinaus senkt die Entspannung den Pegel von Stresshormonen, die im Ernstfall alle Systeme deckeln, das Immunsystem inklusive, um alles auf Flucht oder Kampf ums Leben auszurichten.
- Darf’s noch a bissal mehr sein? Gerne her mit Ihren Fragen!
Ganz einfach: Wir schlendern. Wir genießen den Wald. Und ich lade Sie ein, ab und zu etwas zu tun, das Ihr Im-Wald-Sein intensiver macht: sich auf einen bestimmten Sinn zu konzentrieren, Ihren kindlichen Entdeckergeist neu zu erleben, sich den Wald einmal aus allernächster Nähe anzusehen oder zu spüren, was der Wald eigentlich mit Ihnen macht.
Muss ich Bäume umarmen?
Sie dürfen natürlich, wenn Sie einen umarmenswerten finden. Daruntersetzen, anlehnen, berühren oder auch nur anschauen, das ist alles genauso schön. So oder so gilt „lediglich“ ein Sicherheitsgebot. Zum Beispiel: Lassen Sie uns vor dem Berühren einer Eiche sicherstellen, das da keine Raupen des Eichenprozessionsspinners herumwuseln. Der Falter (bzw. sein Nachwuchs) fühlt sich im Klimawandel dank der milden Temperaturen pudelwohl und tritt inzwischen massenhaft auf.
Gehen wir im Wald baden?
Keine Sorge, hier geht’s nicht um Badewannen. Wir tauchen in die Waldatmosphäre ein. Kommt vom japanischen Shinrin Yoku, „Baden in der Atmosphäre des Waldes“. Lost in translation, Sie kennen das.
Baden wir Bäume?
Ich muss Sie leider enttäuschen: Nö. Wir entspannen uns mithilfe der Bäume. Schon einmal eine Fichte gebadet, so richtig mit Waschlappen und Anti-Borkenkäfer-Shampoo? Dauert ein Weilchen, kann ich Ihnen sagen. Aber im Ernst, wir nehmen keine Eingriffe vor, weder am Baum noch überhaupt im Wald. Wir bemühen uns, so wenige Spuren wie möglich zu hinterlassen.
Ist das so esoterisches Zeug?
Ganz und gar nicht. Ich erzähle Ihnen gerne mehr über mmHg (Maßeinheit des Blutdrucks), Be- und Entlastung des Bewegungsapparats, Mikroben und Mikropartikel, Farbspektren und Melatonin, Körperkoordination und Bewegungsmuster. Die Elemente des Waldbadens haben ihre handfeste, größtenteils bereits medizinisch nachgewiesene Wirkung.
Muss ich Baumarten kennen, Moose identifizieren oder Tierarten an ihren Hinterlassenschaften erraten?
Nö. Beim Waldbaden geht es nicht um Waldpädagogik oder Waldwissen. Sondern um’s Wald-Genießen.
Muss ich die Übungen mitmachen?
Ich nenne sie lieber Angebot oder Einladung, denn „müssen“ müssen Sie beim Waldbaden nur sehr wenige Dinge: auf Ihre Sicherheit und die Ihrer Umgebung (Mitmenschen und Mitwelt gleichermaßen) achten, die Waldregeln beachten und im Notfall den Anweisungen Ihrer Kursleitung folgen. Was aber das Waldbaden an sich angeht, herrscht absolut leistungsfreie Zone. Sie können die Einladung annehmen, ändern, nicht annehmen, oder auch nur ausprobieren und dann doch sein lassen. Und wenn Sie Fragen haben, dann keine Scheu, sprechen Sie mich an.
Und wenn ich lieber spazieren gehe?
Prima! Wir profitieren von jeder Bewegung an der frischen Luft, und wenn’s nur 20 Minuten sind. Dazu braucht es nicht unbedingt ein Waldbad. Es wirkt nur einfach weitreichender und nachhaltiger als ein Spaziergang.
Kommen Sie doch mal mit!
Unter „Termine“ finden Sie meine aktuellen Veranstaltungen. Oder möchten lieber einen individuellen Termin, allein oder zu zweit? Oder ein Waldbad verschenken? Melden Sie sich gerne per E-Mail an mail@zurueckzurbalance.de bei mir!